Name: |
MELIA
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Geschlecht: |
w
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Geboren: |
Anfang Juli 2008
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Gerettet: |
28.6.2009 (d.h. im Alter von ca. 1 Jahr)
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Lebt jetzt wo: |
Ithumba, Tsavo East Nationalpark |
Das Desnaring Team des DSWT fand das ca. 1-jährige Kalb am 27. Juni 2009 allein in der Nähe der Mombasa Wasser-Pipeline gegenüber der Ndara Plains, ganz im Süden des Tsavo East Nationalparks. Nachdem keine andere Elefanten in Sicht waren, geht man davon aus, dass seine Familie Wilderern zum Opfer gefallen ist.
Da in der Gegend sehr viele Löwen waren und das Kalb deshalb sehr wahrscheinlich die kommende Nacht alleine nicht überlebt hätte, wurden die Keeper des Trusts in Voi alarmiert, dass eine dringende Rettung anstünde.
Mit Hilfe von KWS Rangern konnten unsere Voi-Keeper das Kälbchen überwältigen und in die Voi Stockades transportieren, wo es die Nacht verbrachte. Am nächsten Tag wurde es nach Nairobi geflogen. Es ist ein weibliches Tier und wurde anfangs "Sombe" genannt, nach dem KWS-Security-Commander, wurde aber dann umbenannt in "Melia". Melia ist der Name eines Baumes (Melia Volkensii, gehört zu den afrikanischen Mahagoni-Bäumen), der typisch ist für die Gegend, wo sie gefunden wurde. David Sheldrick hatte solche Bäume rund um das Hauptquartier und an die 5 Eingänge des Tsavo East Nationalparks pflanzen lassen.
Die kleine Melia war bei ihrer Ankunft in der Nursery noch ziemlich aggressiv den Keepern gegenüber, aber nachdem sie die anderen Waisen in der Nursery einen Tag lang von ihrem Stall aus beobachtet hatte, wurde sie ruhiger and begann, Milch anzunehmen und an den Fingern der Keeper zu saugen.
Melia litt noch einige Zeit (bis ca. August 2009) an ihrer Trauer, ihrer Schwäche und einem posttraumatischem Stress-Syndrom, das sie recht aggressiv machte. Da zu dieser Zeit viele sehr junge Baby-Elefanten in der Nursery waren, und außer Melia noch einige andere Frechdachse (u.a. Naimina und Sabachi) ihr Unwesen trieben, war es eine sehr mühevolle Zeit für die Keeper, immer wieder Ordnung in die 25-köpfige Waisenherde zu bekommen. Suguta war die Matriarchin der Nursery-Waisen und versuchte ebenfalls, in der Gruppe für Ordnung zu sorgen.
Im September 2009 war Melia dann schon etwas stärker und wurde ein bisschen rüde zu den Kleineren. Sie wurde deshalb Kenias Gruppe der Größeren zugeteilt.
Als Melia noch so klein war, konnte man sie von den anderen gut unterscheiden, weil sie am Kopf eine dichtere Behaarung hatte. Außerdem hatte sie schon von Anfang an im unteren Bereich ihres rechten Ohrs einen länglich-halbkreisförmigen Einschnitt, an dem man sie immer noch unfehlbar erkennen kann.
Melia befreundete sich sehr mit Mawenzi, die 4 Monate jünger war als Melia. Mawenzi saugte gern an Melias Ohr, was diese sich geduldig und endlos lange gefallen ließ, obwohl Melia sonst kein sehr mütterlich veranlagtes Tier ist. Ganze Tage über "klebte" Mawenzi an ihr. Melia schien sie als ihr "Baby" angenommen zu haben. Die beiden teilten auch nachts einen Stall miteinander. Die Freundschaft war sehr eng, und die beiden hingen sehr aneinander - bis zum traurigen Tod von Mawenzi, - aber davon später.
Nach Kenias Abreise nach Voi gehörte Melia (gemeinsam mit Mawenzi) in die Gruppe der Älteren, von denen meist Olare die "Chefin" war. (November 2009)
Anfang des Jahres 2010 waren beide, Melia und Mawenzi, tagelang lustlos und matt, was immer Krankheitssymptome sind, aber sie reagierten gut auf die Behandlung gegen einen Darmparasiten und waren Ende Januar bereits wieder auf dem Weg der Besserung. Dieser Darmparasit hatte im Jahr 2009, in dem eine grauenhafte Dürre in Kenia herrschte, viele Waisen hinweggerafft.
Im Juli 2010 erreichte Melia das Alter (2 Jahre), in dem die Stoßzähne durchkommen und langsam sichtbar werden.
Weiterhin hielt Melia Abstand von den jüngeren Babies und bevorzugte es, mit ihnen nichts zu tun zu haben. Umso überraschender war es, als sie eines Tages im Juli 2010 der kleinen Sities erlaubte, an ihrem Ohr zu saugen. Sities hatte sie offenbar mit Olare oder Suguta verwechselt, an die sie sich normalerweise hängte. Kaum sah Shukuru, dass Sities am Ohr von Melia hing, wurde sie eifersüchtig und stieß Sities an. Melia drehte sich schnell zu Shukuru um, um sie zu bestrafen, aber Shukuru hatte sich klugerweise schon wieder aus dem Staub gemacht.
Zwei Wochen später hatte Melia ihre Freundlichkeit Sities gegenüber offenbar schon wieder vergessen, denn sie stieß Sities im Schlammbad einfach um, was sofort Suguta auf den Platz brachte, die Sities tröstete.
Der August 2010 war ein ereignisreicher Monat für Melia:
Als die Waisen sich am 5. August gemeinsam an den Büschen gütlich taten, kam eine große Giraffe vorbei und stoppte, um die Waisen zu bestaunen. Melia und Mawenzi standen wie immer zusammen und bemerkten die Giraffe anfangs gar nicht. Sie bewegten sich, ohne es zu merken, auf die Giraffe zu, bis diese sich zu rühren begann. Mawenzi entfloh schreiend, und Melia war so erschrocken, dass sie erst einmal hinfiel, bevor auch sie davonrennen konnte. Beide waren schwer verstört nach diesem Erlebnis.
Ein paar Tage später passierte es leider: Mawenzi starb, nachdem sie monatelang unter einer undefinierbaren Schwäche gelitten hatte, und Melia verlor damit ihre engste Freundin.
Maxwell, das blinde Nashorn, war Melias Stallnachbar, und die beiden hatten dadurch dann oft Kontakt.
Als Murka und Makireti in der Nursery verletzt und schwach ankamen, wurden beide von allen Nursery-Elefanten umsorgt - nur Melia war ziemlich aggressiv ihnen gegenüber. Melia hat ungewöhnlich wenig Mitgefühl mit schwachen, traumatisierten Neuankömmlingen und ist deshalb nicht so talentiert zur sorgenden Matriarchin wie z.B. Mutara.
Ab November 2010 wurden Melia, Suguta und Tumaren einige Wochen lang trainiert, ihre Milch im neuen Elefanten-LKW einzunehmen, der speziell für die Überführungen der Waisen in die Rehabilitationszentren im Tsavo East Nationalpark gebaut worden ist, da sie im Dezember nach Ithumba umgezogen werden sollten.
Am 2. Dezember 2010 war es dann soweit: Um 4.30 h waren alle 3 abgefüttert im LKW und bereit für die Reise in ein neues Leben in der Wildnis des Tsavo East. Die Fahrt nach Ithumba begann.
In der Nursery war es am folgenden Tag merkwürdigerweise ausgerechnet Kibo, der die 3 abgereisten Waisen am meisten vermisste. Vielleicht lag es daran, weil er besonders mit Suguta seine längste Zeit gemeinsam in der Nursery verbracht hatte.
Nach Ankunft in Ithumba wurden Melia, Tumaren und Suguta von den keeperabhängigen Waisen herzlich und ethusiastisch begrüßt. Makena, die bisherige Matriarchin der kleinen Ithumba-Waisen, war gerade am Vortag, nachdem sie ein paar Nächte auf Probe in der Wildnis zugebracht hatte und die Gruppe in den Händen von Ithumbah gelassen hatte, wieder zur Gruppe zugekommen.
Die drei Neuankömmlinge waren ganz überwältigt von der Vielfältigkeit der grünen Vegetation, die ihnen vor Ort zur Verfügung stand und verloren keine Zeit, sich daraufzustürzen.
In der folgenden Nacht kamen einige Ex-Waisen an und blieben bei den Stockades, um am Morgen die drei Neuen mit allem, was dazugehört (Trompeten, Rüssel-Umarmungen, Urinieren) begrüßen zu können. Sie verbrachten dann noch den ganzen Tag mit den Kleinen. Tumaren und Melia wurden besonders von Galana und Naserian unter die Fittiche genommen. Beim mittäglichen Schlammbad zeigten sich die 3 Neuen erst einmal vorsichtig, da sie ja noch nie vorher so ein großes Wasserloch gesehen hatten. In den folgenden Tagen kamen immer mehr von den Ex-Waisen vorbei und begrüßten die Neuankömmlinge neugierig.
Nachdem sich Meibai vorzeitig Ende Dezember selbst "ausgewildert" hatte, blieben dann nur noch Melia, Tumaren, Sabachi, Chaimu und Kilaguni in der kleinen Gruppe der Keeper-abhängigen Waisen, angeführt von Suguta und Ithumbah. Meibai kehrte dann zeitweise wieder zur Gruppe zurück, da er ja eigentlich noch Milch brauchte.
Aber an vielen Tagen kamen Ex-Waisen vorbei, um die Neulinge zu begrüßen und verbrachten einige Zeit mit der Gruppe der Pfleglinge. Auf diese Waise hatte Melia viel Kontakt zu den bereits ausgewilderten Waisen, zu denen sie ja eines Tages auch gehören sollte, und auch zu wilden Elefanten, die ebenfalls immer wieder an den Brunnen und am Schlammbad auftauchten. Wann immer sie den Ex-Waisen begegnete, gab es herzliche Begrüßungen auf Elefantenart mit Rüsselumschlingungen.
Anfangs waren Suguta und Ithumba die Matriarchinnen der Gruppe. Suguta war bereits in der Nursery die Leitkuh gewesen, so dass sie auch im Tsavo East diese Funktion gleich wieder übernahm. Die Waise Ithumbah stammt ja aus der Gegend und kennt sich daher am besten von allen in Pflege befindlichen Waisen aus und übernahm daher auch oft die Führungsrolle. Ithumbah folgte aber auch bald dem Ruf der Wildnis und schloss sich nach einigen Monaten ganz der Ex-Waisengruppe an, so dass Sugutas Stellung als Matriarchin danach unangefochten blieb.
Zu allen Zeiten jedoch führte auch oft Melia die Gruppe an, um sie für eine Etappe auf einen von ihr gewählten Weg zu leiten. Auch Chaimu und Tumaren unterstützten Suguta in ihrer Matriarchinnen-Funktion immer wieder, wenn es darum ging, die Gruppen anzuführen oder Streitigkeiten in der Waisenherde zu schlichten. So war also auch Melia eine Stütze der Matriarchin Suguta geworden und war mit ihr auch gut befreundet. Man sah sie aber auch oft gemeinsam mit Tumaren im Busch grasen.
Im März 2011 ging Chaimu, die gerne andere herausfordert, Melia an und rannte mit flatternden Ohren auf sie zu, um sie zu erschrecken. Melia blieb jedoch unbeeindruckt und behauptete gelassen ihre Stellung. Chaimu fand das so erstaunlich, dass sie abrupt zu einem schlingernden Halt kam - und sich dann anderweitig Beschäftigung suchte.
Im August 2011 erschreckte etwas, das die Keeper nicht sehen konnten, die Waisen, und alle flohen in verschiedene Richtungen. Als die Nacht hereinbrach, hatten die Keeper nur 10 der inzwischen auf 16 Mitglieder angeschwollenen Gruppe zurückbringen können. Sie gingen dann mit dem Auto auf die Suche nach den 6 vermissten Gruppenmitgliedern. Hinter dem Ithumba-Hügel waren sie dann erfolgreich und fanden Melia, Naisula, Ololoo, Kibo, Murka und Chemi-Chemi, die versuchten, in der Dunkelheit ihren Heimweg zu finden. In dem Moment, als sie das Auto sahen, rannten sie erleichtert kollernd darauf zu, froh, mit ihrer menschlichen Familie wiedervereint zu sein und von ihnen nach Hause eskortiert zu werden. Das war sicher ein nervenaufreibendes Erlebnis für die noch keeperabhängigen Waisen, die sich ohne ihre eigene Elefantenfamilie bzw. ihre menschlichen Ersatzfamilie ungeschützt fühlen.
Inzwischen konnte Melia auch schon längst ihre Milchflasche alleine halten. (12/2011)
Wann immer Panik ausbrach in der kleinen Waisenherde, war Melia sofort dabei, die Gruppenmitglieder zu beruhigen und, oft gemeinsam mit Tumaren, Suguta bei ihrer Matriarchinnenarbeit zu unterstützen. Auch wenn die Kämpfe der kleinen Bullen zu ernsthaft wurden, ging Melia häufig dazwischen und trennte sie. Wenn Gruppenmitglieder sich verirrten und um Hilfe schrien, half ihnen Melia damit, ihnen die richtige Richtung per Laut mitzuteilen und begrüßte dann die glücklich Ankommenden mit warmen Rüsselküssen. Sie spendete Verletzten Trost und beruhigte Ängstliche.
Nur mit den ganz Kleinen und den sehr Unerfahrenen konnte Melia nach wie vor nichts anfangen und behandelte sie streng: Als Yetu, das einige Monate alte Baby von Yatta, sie einmal beim übermütigen Hin- und Herrennen anrempelte, rempelte Melia unwirsch zurück. Und als Ishanga im August 2012 als unsicherer Neuling in Ithumba ankam, wurde sie auch erst mal von Melia herumgeschubst. Ebenso Kanjoro, der "Bad Boy" von der Nursery, der an seinem Ankunftstag in Ithumba (22.1.2013) vor lauter Nervosität Melia unsanft anstieß, wurde gleich von ihr in seine Schranken verwiesen.
Insgesamt war und ist Melia jedoch ein wichtiges, selbstbewußtes Mitglied der Ithumba-Waisengruppe, das hilft, für Ordnung sorgt und sich gut in die Gruppe einfügt, und sie ist in der großen Ithumba-Elefantengemeinschaft von allen wohlgelitten. Sie hat damit die besten Voraussetzungen, das spätere Leben in der Wildnis mühelos zu bewältigen.
Ab Ende Januar 2013 war Melia eine der Waisen, die langsam von der Milch entwöhnt werden.
In der Tat scheint sich dieses wilde Leben langsam anzukündigen:
Am 19.7.2013 wurde Melia mit ein paar anderen Waisen von den Ex-Waisen mitgenommen, mit denen sie den Tag unabhängig von den Keepern verbrachten. Am Abend wurden sie von den Ex-Waisen jedoch brav wieder in die Stockades zurückgebracht.
An einem Tag im August 2013, an dem ein ständiges Kommen und Gehen von Ex-Waisen und wilden Elefanten herrschte, wurden plötzlich Melia, Suguta, ChemiChemi und Sabachi vermißt. Diese tauchten erst abends wieder heil und gesund bei den Stockades auf.
Auch im Oktober 2013 wurden einige Waisen, darunter Melia, von Lualeni (einer Ex-Waise) auf einen Ausflug in die Wildnis mitgenommen.
Ab Anfang Dezember 2013 wurden Melia und einige andere, ungefähr Gleichaltrige, allmählich widerspenstig, abends in die Stockades zurückzukehren. Am 3.12. wurden sie von Ex-Waisen über Nacht mitgenommen. (Suguta, Melia, Tumaren, Kilaguni, Chaimu, Sabachi, Murka, Kitirua, Naisula, ChemiChemi, Kibo und Ishanga. Später auch zeitweise Sabachi, Kandecha, Kasigau und Olare.). Erst am nächsten Tag tauchten sie wieder auf. Nach dem Schlammbad ging die Gruppe jedoch wieder ihre eigenen Wege und wurde abends von Lualeni, Ololoo und Loijuk (3 Ex-Waisen) wieder zurück zu den Stallungen begleitet.
Auch am folgenden Tag verließ die Gruppe, zu der Melia gehört und die von Suguta geführt wird, die Stockades zusammen mit einigen Ex-Waisen und tauchte abends wieder, ganz selbstständig ohne die Ex-Waisen, wieder bei den Stockades auf.
So ging es weiter den ganzen Dezember lang, Suguta führte ihre Gruppe täglich alleine (also ohne Keeper) im Busch umher und kam abends mit ihnen meist wieder zurück zu den Stockades. Mal gingen oder kamen sie mit einigen Ex-Waisen, mal ohne.
Im Januar 2014 ging es genauso weiter. Einmal wurde die 12er-Gruppe von Suguta sogar von einem wilden Bullen abends nach Hause begleitet. Kilaguni beschloss, sich dauerhaft der Ex-Waisengruppe anzuschließen, so dass er nicht mehr zu Sugutas Gruppe gehört.
Melia ist also dabei, sich an das unabhängige Leben in der Wildnis zu gewöhnen, und sicher wird sie bald immer mehr Nächte draußen verbringen und allmählich ein normales, wildes Elefantenleben führen.
Stand: Jan. 2014