Bei jedem Jahreswechsel denken wir darüber nach, was war und was kommt. Was hat das vergangene Jahr den Elefanten gebracht, und wie hat es ihre Zukunftsperspektiven verändert?
WILDEREI und ELEFANTENPOPULATIONEN
Die Wilderei ist in Afrika insgesamt weiter zurückgegangen, allerdings auf der Basis der nunmehr geringen Anzahl von 460.000 Elefanten in ganz Afrika. In Ostafrika fiel die Wilderei auf das Niveau von der Zeit vor 2008, also vor der höchsten Wildereikrise. Kenia und Ruanda meldeten erhöhte Elefantenzahlen. Gemischte Nachrichten gibt es aus folgenden Ländern: In Mosambiks Gorongosa-Nationalpark ist die Wilderei seit Anfang des Jahres um 72 % gesunken. Allerdings geht das Abschlachten im Niassa-Wildpark desselben Landes unvermindert weiter. Im Zakouma-Nationalpark im Tschad beginnen sich die Elefanten endlich wieder zu vermehren, in einem anderen Gebiet des Landes hat die Wilderei dagegen wieder begonnen. In Bumi Hills in Simbabwe wurde seit zwei Jahren kein Elefant mehr gewildert. In und um den Hwange-Nationalpark herum wurden jedoch wieder häufig mit Zyanid vergiftete Elefanten gefunden. Mindestens 32 Elefanten starben auf diese Weise.
Die Elefantenwilderei in Namibia und im Krügerpark Südafrikas stieg kontinuierlich weiter an, wie auch in Botswana.
Insbesondere geben die dramatisch sinkenden Bestandszahlen der Waldelefanten, u.a. in der Republik Kongo und in der Zentralafrikanischen Republik, Anlass zur Besorgnis. In Gabuns Minkebe-Nationalpark sind in den letzten zehn Jahren 25.000 Waldelefanten (= 80 % der ehemaligen Population) verschwunden, und in Guinea hat man für eine Zählung nicht einmal genügend viele Elefanten gefunden. Von der Elfenbeinküste wurde bekannt, dass die dortige verheerende Abholzung der Wälder für die Schokoladenindustrie die Elefantenpopulation erheblich reduziert.
In Tansania sind sowohl der Serengeti Nationalpark als auch das Selous Wildreservat vom Dammbau bedroht, was künftig einschneidende Habitatsverluste bedeuten kann.
So geht die Zahl der Elefanten in ganz Afrika weiterhin zurück - neben der Wilderei auch wegen Verlust von Habitaten, Mensch-Tier-Konflikt und Trophäenjagd.
In Asien nimmt die Wilderei speziell in Myanmar zu. In Indien wird durchschnittlich alle vier Tage ein Elefant getötet.
SCHMUGGEL und BESCHLAGNAHMUNGEN
Der Elfenbeinschmuggel ist so aktiv wie seit sechs Jahren. Was sich geändert hat, ist, dass Rohelfenbein nun vermehrt bereits in Afrika bearbeitet wird und diese fertigen Schnitzereien ins Ausland geliefert werden. Südsudan und Uganda wurden als gegenwärtig größte Drehscheiben des Kontinents für den Wildtier-schmuggel identifiziert. In Asien ist das Goldene Dreieck zwischen Thailand, Laos und Myanmar ein Zentrum für unkontrollierten, illegalen Wildtierhandel geworden. Laos ist zur Zeit der am schnellsten wachsende Elfenbeinmarkt der Welt. Auch Nordkorea trägt mit Wildtierschmuggel zur Ausrottung vieler Spezies bei.
Im Jahr 2016 hatten die Beschlagnahmungen von illegalen Elfenbeinlieferungen Rekordhöhen erreicht. Aber auch dieses Jahr wurden riesige Mengen konfisziert: In Afrika wurden die größten Zahlen von unrechtmäßigen Stoßzähnen und geschnitzten Objekten in Uganda, Mosambik, Gabun, Senegal und Nigeria gefunden. Erstmals wurden auch besonders hohe Zahlen von Elefantenschwänzen entdeckt: An der Elfenbeinküste wurden 53 Stück beschlagnahmt, in Kamerun 81. Kamerun ist auch das Land Afrikas, in dem 2017 die meisten geschmuggelten Stoßzähne sichergestellt wurden: rund 500 Stück!
In Asien wurden außer in Thailand, Kambodscha, Malaysia und Katar vor allem in Vietnam große Beschlagnahmungen durchgeführt: insgesamt weit über fünf Tonnen Elfenbein. Hongkong machte einen gigantischen Fund von sieben Tonnen Stoßzähnen, die von 720 Elefanten stammen sollen.
ELFENBEINZERSTÖRUNGEN
gab es im Jahr 2017 nur in Indien und in New York (USA). Hingegen veröffentlichten Kambodscha und Tansania, dass sie nicht die Absicht hätten, ihre Elfenbeinlager zu zerstören. Allein in Tansania lagern 118 Tonnen des "Weißen Goldes" - eine potentielle Gefahr für die Elefanten wegen des zwar unausgesprochenen, jedoch im Raum stehenden künftigen Handels mit dieser riesigen Menge. Aus Sambia hörte man gar die klare Absicht, den dortigen Lagerbestand von 37 Tonnen verkaufen zu wollen.
MENSCH-TIER (ELEFANT-)-KONFLIKT
Immer häufiger kamen Meldungen aus Afrika, die den Konflikt zwischen lokaler Bevölkerung und Elefanten zum Thema hatten. Neben Uganda, Botswana und Tansania gab es in diesem Jahr besonders schlimme Nachrichten aus Kenia. Ganze Gebiete im Norden des Landes wurden überrannt von bewaffneten Nomadenhirten, die von der herrschenden Trockenheit in Ausweichgebiete gezwungen wurden, marodierten und dabei unzählige Wildtiere töteten. Hirten trieben ihre Herden in Wildschutzgebiete, was die Wildtiere zwang, in ungeschützte Gegenden auszuweichen - was dort wiederum zu Konflikten führte. Einer der letzten großen Elefantenbullen Afrikas, "Little Male" wurde im Amboseli-Schutzgebiet wegen des Verdachts, einen Bauern getötet zu haben, erschossen.
HANDEL MIT LEBEND-ELEFANTEN
Auf dem 69. Treffen des Ständigen Ausschusses von CITES in Genf Ende November 2017 ist dieses Thema nun endlich näher in den Fokus gerückt. Ein Informationsdokument wurde eingereicht, das von besorgten Organisationen (in erster Linie HSI und ATE) erstellt worden ist und u.a. von Future for Elephants unterstützend mitunterzeichnet wurde.
Wie notwendig eine bessere Regelung bzw. ein Verbot des Handels mit Lebendfängen ist, kann man ganz aktuell (Dezember 2017) an der Versendung von 30 jungen Elefanten nach China sehen, die in Wildschutzgebieten Simbabwes von ihren Familien weggefangen worden sind. Diese Elefanten sollen ihr künftiges Leben in chinesischen Zoo-Einrichtungen verbringen. Auch Namibia plante den Export von fünf Elefantenkälbern nach Dubai. Aufgrund starker öffentlicher Proteste befindet sich dieser Plan nun in der Schwebe. Traurigerweise hat Sri Lanka das lokale Verbot, Elefanten, die als Babys aus der Wildnis gefangen worden sind, in Tempeln zu verwenden, wieder aufgehoben.
TROPHÄENJAGD
Obwohl Elefanten von der Ausrottung bedroht sind, waren 1000 der Dickhäuter in ganz Afrika 2017 zur Trophäenjagd freigegeben. Eine neue Studie bestätigt die von der Jagdindustrie verleugnete Tatsache, dass auch die Trophäenjagd zur Ausrottung von Spezies beiträgt. Zwischen 2001 und 2015 wurden 81.572 Jagdtrophäen von Afrikanischen Savannenelefanten aus ganz Afrika exportiert. Nach Meldungen aus Journalistenkreisen werden in Gebieten Namibias in Ermangelung von Bullen jetzt auch Elefantenkühe bejagt, um die bereits verkauften Jagdgenehmigungen einzuhalten. Jagden in Simbabwe auf Elefantenkühe ohne Stoßzähne werden zu Discountpreisen auf Messen auch deutschen Jägern angeboten.
Christian Felix, ein Gründungsmitglied von Future for Elephants e.V., übergab im Mai seine Petition gegen den Import von Jagdtrophäen gefährdeter Tierarten mit knapp 200.000 Unterschriften an Staatssekretär Flasbarth im Ministerium für Umwelt und Naturschutz. Leider ist man dort noch nicht gewillt, die Importe zu stoppen.
WÜSTENELEFANTEN
Eine weitere Petition wurde von einem unserer Gründungsmitglieder, Iris Koch, gestartet. Sie richtet sich gegen die Jagd auf Wüstenelefanten in Namibia und wurde, da sie in kürzester Zeit 58.000 Unterschriften erreichte, auch ohne offizielle Übergabe bereits vom namibischen Umweltministerium wahrgenommen. Anlass war die Erteilung von drei Jagdlizenzen für die wenigen verbliebenen Wüstenelefantenbullen der Ugab-Region. Namibia und Mali sind die einzigen Länder, in denen es diese seltenen, an extrem trockene Lebensbedingungen angepassten Elefanten noch gibt. In Mali wurde eine spezielle Brigade zum Schutz der letzten dort lebenden Wüstenelefanten aufgestellt.
ELEFANTENHAUT
Eine sehr beunruhigende Entwicklung ist die vermehrte Wilderei auf Elefanten wegen ihrer Haut. Insbesondere in Myanmar wird durchschnittlich ein Elefant pro Woche nicht nur wegen seiner Stoßzähne, sondern auch wegen seiner Haut gewildert. In Simbabwe, dessen Elefanten auf einer niedrigeren CITES-Schutzstufe stehen als die der meisten anderen Länder, ist der Handel mit Elefantenhaut legal und boomt entsprechend. Mindestens 70.000 Elefanten sind im letzten Jahrzehnt für die Lederindustrie gestorben.
LÄNDER und MASSNAHMEN
Liberia ist dabei, seinen Elefantenschutz zu verstärken, und ein strenges Wildtierschutzgesetz ist in Uganda auf dem Weg. In Tansania verurteilten Gerichte bereits mehrmals Verbrecher mit Freiheitsstrafen zwischen12 und 30 Jahren für den illegalen Besitz von Elfenbein. Ein Wilderer wurde gefasst, der verdächtigt wird, über 100 Elefanten in Simbabwes Hwange-Nationalpark vergiftet zu haben. In Südsudan wurde der nationale Elfenbeinmarkt für zehn Jahre geschlossen.
Auf der asiatischen Seite plant Singapur ein nationales Elfenbeinhandelsverbot, ebenso wie Taiwan, dessen Verbot im Jahr 2019 starten soll. Thailands Kampagne zum Elefantenschutz hat erreicht, dass der legale Elfenbeinhandel um 58 % seit letztem Jahr zurückgegangen ist.
Der legale Elfenbeinmarkt in Japan bleibt weiterhin alarmierend, da er äußerst unkontrolliert ist und damit den Schmuggel begünstigt. Immerhin verbot Rakuten, der weltgrößte Online-Anbieter von Elfenbein, ab Sommer 2017 alle Elfenbeinprodukte auf seiner Plattform, während sich Yahoo Japan weigert, diese Produkte von seinem Online-Angebot zu entfernen. Japan geriet 2017 wegen seiner Ablehnung, den lokalen Elfenbeinmarkt zu schließen, in den Fokus vieler Naturschutzorganisationen. Future for Elephants e.V. startete eine Kampagne mit einem Offenen Brief an das japanische Umweltministerium, der entsprechende Forderungen enthält und der von 28 weiteren Organisationen unterschrieben worden ist.
In Hongkong wurde das geplante Elfenbeinhandelsverbot von den Abgeordneten mehrfach diskutiert. Es gab eine internationale Konsultation zu diesem Thema. Aus diesem Anlass entsandte Future for Elephants e.V. Shubert Mwarabu, einen tansanischen Sänger und Aktivisten als Botschafter Afrikas zur Fürsprache für ein sofortiges, komplettes Elfenbeinhandelsverbot nach Hongkong. Nächstes Jahr werden wir erfahren, wie es mit dem geplanten Handelsverbot in Hongkong weitergeht.
China machte sein Versprechen wahr und schloss Ende März 67 staatlich lizensierte Elfenbeinwerkstätten und Verkaufsläden. Die restlichen 105 Betriebe wurden bis Ende Dezember 2017 geschlossen. Die Folgen der Schließung des chinesischen Elfenbeinmarktes waren bereits in diesem Jahr zu spüren: Der Elfenbeinpreis fiel stark - er ist jetzt nur noch halb so hoch wie vor drei Jahren! Wie zu erwarten war, haben die Elfenbeinschmuggler und -käufer ihre Aktivitäten nun auf andere Gebiete verlegt: Die neuen Märkte sind, wie oben beschrieben, Länder, die an China grenzen, nämlich Laos, Vietnam und Myanmar. Innerhalb Chinas wird nun vermehrt auf Mammut-Elfenbein gesetzt, da dieses immer noch legal zu erwerben ist.
Australien plant ein lokales Handelsverbot für Elfenbein, wohingegen Israel ein nationales Verbot ablehnt.
Das Handelszentrum für Elfenbein innerhalb der USA hat sich nach dem Verbot in New York City, San Francisco und Los Angeles nach Washington DC verlegt. Neue Verbote gibt es nun in den Staaten Nevada und Hawaii. Weitere Staaten planen lokale Handelsverbote.
Präsident Trump sorgte Ende des Jahres für Wirbel, als er bekanntgab, die Einfuhr von Elefantentrophäen aus Simbabwe wieder erlauben zu wollen. Nach heftigen Protesten der Öffentlichkeit wurde dieses Vorhaben wieder zurückgenommen.
Im Vereinigten Königreich (UK), dem mit Abstand größten Elfenbein-Exporteur, drängte Prinz William sein Land, das geplante strenge Elfenbeinhandelsverbot zu unterstützen. Während des Jahres 2017 diskutierten die Minister das Verbot, bis schließlich die Öffentlichkeit befragt wurde. Die Frist hierzu lief bis zum 29. Dezember 2017. Es wurde bereits bekannt, dass 60.000 Antworten eingingen, die mit großer Mehrheit für das Elfenbeinhandelsverbot stimmten.
Europa erweist sich immer deutlicher als Dreh- und Angelpunkt illegalen Wildtierhandels, und zwar sowohl als Zielland, Transitland und als Exporteur. Die Zahl der Exporte stieg besonders in den letzten Jahren stark an. Die EU wurde mehrfach von der AEC (African Elephant Coalition) aufgefordert, sich mehr für den Elefantenschutz einzusetzen. Die Reaktionen sind bisher mäßig: Immerhin wurde der Export von antikem Rohelfenbein ab 1. Juli 2017 verboten. Nachdem aber bearbeitete Stücke weiterhin gehandelt werden dürfen und der innereuropäische Markt offen bleibt, gibt es immer noch große Schlupflöcher für illegales Elfenbein. Unbegreiflicherweise erlaubte die EU ab Juni wieder die Einfuhr von Elefantentrophäen aus Tansania. Auch die EU veranstaltete eine öffentliche Umfrage zum Elfenbeinhandel, auf die bis zum Einsendeschluss am 8. Dezember 80.000 Antworten eingingen. Die Analyse der Ergebnisse wird leider erst im Juli 2018 vorgelegt.
Ein positiver Schritt ist die Verabschiedung einer Resolution durch das EU-Parlament mit Forderungen an die EU-Kommission, den Elfenbeinmarkt zu schließen, gemeinsame Sanktionen gegen Wildtier-Schmuggel durchzuführen und den Trophäenimport einzuschränken.
Wie begehrt Elfenbein auch in Deutschland ist, zeigten Diebstähle aus dem Zoo in Magdeburg und dem Landesmuseum in Karlsruhe. Rhinozeros-Horn und fünf Figuren aus Elfenbein im Wert von 600.000 Euro wurden in Erfurt in der Reisetasche eines Vietnamesen entdeckt.
2017 war nun das Jahr, in dem unser Verein Future for Elephants e.V. gegründet worden ist. Neben all den vorgenannten Aktionen beteiligten wir uns auch mit vier deutschen Städten am jährlichen, weltweiten Marsch für Elefanten und Nashörner. Wir hoffen, noch sehr viel zum Schutz und Erhalt der wunderbaren Grauen Riesen beitragen zu können!
12.2017/FFE