Ich entschloss mich spontan zu einer Reise nach London, als ich über die geplante Filmvorführung von "The Elephant who Loved too much" ("Der Elefant, der zu sehr liebte") las und dass Benjamin, der Chef Keeper der Auswilderungsstation von Elefantenwaisen in Ithumba, Kenia, hierzu extra nach London reisen würde, um dabeizusein. So verbrachte ich also einige Tage in London, die voll von interessanten Erfahrungen war - und viele davon auf irgendeine Weise elefantenbezogen.
In Mayfair, in der Curzon Street, fand die exklusive Filmvorführung von "The elephant who loved too much" statt. Der Film erzählt die Geschichte der kleinen Elefantenwaise Aisha und ihre Beziehung zu Daphne Sheldrick, die sie aufzog.
Dr. Dame Daphne Sheldrick ist die Gründerin des David Sheldrick Wildlife Trusts, der spezialisiert ist auf die Aufzucht von Elefantenwaisen in Kenia. Sie hatte sich schon viele Jahre lang um Wildtierbabys gekümmert, als sie noch mit ihrem Ehemann David im Tsavo lebte. Sie ist auch diejenige, die eine spezielle Milchrezeptur für Elefantenbabys entwickelte. Elefanten vertragen nämlich keine Kuhmilch und können sogar daran sterben. Deshalb konnten milchabhängige Elefantenwaisen vor der Erfindung dieser speziellen Milchrezeptur nie von Menschen aufgezogen werden und waren zum Sterben verurteilt.
Nachdem wir alle im Kino Platz genommen hatten, kam Rob Brandford, der Director des David Sheldrick Wildlife Trust UK auf die Bühne und begrüßte das Publikum. Zuerst las er eine persönliche Nachricht von Dame Daphne vor. Der Kino-Event war nämlich anlässlich ihres 80. Geburtstags veranstaltet worden. Dame Daphne feierte in Nairobi im Kreise ihrer Familie, und in London fand diese Filmveranstaltung zu Ehren ihres 80jährigen Lebens, das sie ganz den Wildtieren gewidment hat, statt.
Danach wurde der Film gezeigt. Aishas Geschichte ist wirklich sehr berührend, denn der kleine Elefant liebte Daphne so sehr, das er starb, als Daphne einmal für einige Tage fort war, auf der Hochzeit ihrer Tochter. Diese tragische Geschichte war verbrähmt mit schönen Fotos von Daphne und dem bezaubernden kleinen Elefanten, ebenso von einigen Filmclips, die Daphne heute zeigten und in denen sie über ihre Beziehung zu Aisha sprach. Schließlich berichtete sie über die Konsequenzen, die Aishas Tod hatte und dem neuen Ansatz bei der Aufzucht von Elefantenwaisen.
Als nach dem Film die Lichter wieder angingen, sah man viele Zuschauer nach Taschentüchern greifen. Rob kam erneut auf die Bühne, diesmal gemeinsam mit Katy Ashworth vom BBC, die den David Sheldrick Wildlife Trust unterstützt, und mit Benjamin Kyalo, dem Head Keeper der Ithumba Auswilderungsstation für die Elefantenwaisen in Kenia. Obwohl Londen für Benjamin sehr aufregend gewesen sein muss, da dies sein erster Aufenthalt in Europa gewesen ist, war er auf der Bühne ruhig und entspannt, genauso, wie er auch bei seinen Elefanten in Ithumba immer ist. Er war hier, um sich Fragen aus dem Publikum zu stellen, von denen dann auch jede Menge an ihn gestellt wurden. Er erzählte inspirierende Geschichten über sein Leben im Busch mit den Elefanten. Alle hörten aufmerksam zu. Die Essenz seiner Einstellung zu Elefanten, den Wildtieren überhaupt und zu seinem Beruf kam klar zutage mit seiner Aussage: "Ich liebe meinen Job."
Nach einem langen Applaus versammelten wir uns alle in der Kino-Bar. Dort konnten wir Benjamin wieder treffen, und ich denke, er war froh, einige Menschen wiederzusehen, die er schon von ihren Besuchen in Ithumba kannte. Es war gut, Benjamin zu sehen und ihm dringende Fragen nach bestimmten Elefanten stellen zu können. Ausserdem war es wunderbar, Leute zu treffen und persönlich kennenzulernen, die man vorher nur virtuell über Facebook gekannt hatte. Wir waren alle glücklich, uns in der Gesellschaft von Gleichgesinnten zu befinden, die Elefanten lieben und ihnen helfen wollen.
Es war ein sehr bewegender und interessanter Abend.
Zur gleichen Zeit gab es in London einen weitere weitere Elefanten-Attraktion: Eine Ausstellung über Mammute im Natural History Museum. Interessante Illustrationen über die Entwicklung der diversen, zahlreichen Elefantenarten, die je auf dieser Erde (vor unserer Zeit) lebten, wurden gezeigt.
Elefanten sind eine Spezies, die in vielen Formen unseren Planeten seit Tausenden und Abertausenden von Jahren bevölkert hat - und nun sind wir Menschen gerade dabei, die wenigen noch überlebenden Elefantenarten in kürzester Zeit auszulöschen.
Die Ausstellung zeigte ein komplettes Mammut-Skelett und auch eine vollständig erhaltene Mumie eines Baby-Mammuts. Es ist das einzige und am besten erhaltene Mammut, das je gefunden wurde, und es ist ein ganz besonderes Gefühl, dass man immer noch seine Haare, den kleinen Rüssel und die Öhrchen dieses Mammutbabys sehen kann, 42.000 Jahre, nachdem es auf der Erde gelebt hat. Die Wissenschaftler haben die Baby-Mumie Lyuba getauft.
Ich wollte auch das sogenannte "Ivory House" sehen, von dem kürzlich gelesen hatte. Ivory House ist ein Lagerhaus, das 1858 hauptsächlich für den Elfenbeinhandel erbaut worden war. Der Elfenbeinhandel in UK war damals auf einem Jahrhundert-Hoch mit fast 200 Tonnen Elfenbein, die den Boden des riesigen Hauses jedes Jahr vollständig bedeckten. Im 19. Jahrhundert wurden jährlich bis zu 500 Tonnen in die UK importiert.
Das Gebäude war 1973 restauriert worden und enthält nun Luxus-Apartments der obersten Klasse und eine Mischung aus Läden und Restaurants.
Das Haus liegt in den Docks von St. Katharine und ist von weitem sichtbar, sobald man das Dock-Gebiet betritt. Zuerst fesselten jedoch die Schiffe und Boote, die dort lagen, meine Aufmerksamkeit.
Wenn man um die Docks herumgeht, hat man einen besseren Blick auf das Ivory House. Es überrascht, dass es nicht nur von Luxus-Motorbooten belagert wird, sondern auch von etwas, das wie eine königliche Barke aussieht. Tatsächlich erklärt ein dort angebrachtes Schild, dass es sich bei dem Boot um "Gloriana" handelt, die Ruderbarke der Königin.
Rechts eines der kleinen Cafés des Ivory Houses - ideal für den Nachmittagstee.
Ein Tag in Wimbledon, und wieder für Elefanten.
An der Windmühle in Wimbledon fand der 'Enormous Elephant Run' statt, organisiert durch den David Sheldrick Wildlife Trust UK, - und wieder nahm Benjamin an diesem Event teil. Es handelte sich um eine große Spendenaktion, und Claudia und ich hatten dem Trust dafür unsere Hilfe angeboten. Nach unserer Ankunft wurden wir in unseren "Job" an der Gepäckabgabe eingeführt und Barbara, der dritten Lady in unserem Team, vorgestellt.
Während wir alles vorbereiteten, begann es zu regnen. Besser gesagt, es stürzten Wasserfälle vom Himmel. Die Läufer taten mir wirklich leid, denn sie würden sicher vollkommen durchnäßt werden, und der Rasen verwandelte sich langsam in einen flachen See.
Nichtsdestotrotz blieben die Maskottchen und die Läufer widerstandsfähig und zogen ihre Elefantenkostüme in guter Laune an. Ich bewunderte sie wirklich, denn ich fand das Wetter fürchterlich. Zum Glück wurde der Regen langsam leichter und hörte schließlich ganz auf - gerade rechtzeitig zum Aufwärmen vor den Lauf! Dann begann der Countdown für die ersten Läufer, die den 10 km-Lauf absolvierten, und als Nächstes kamen diejenigen für den 5 km-Lauf an die Reihe.
Unglaublicherweise kam doch tatsächlich die Sonne heraus, und die Läufer konnten ihre Runden sogar genießen, angetrieben vom Applaus und Jubel ihrer Familien und Freunde.
'Doing it for elephants!' - "Wir tun es für die Elefanten" stand auf einem T-Shirt.
Aber bestimmt waren alle noch glücklicher, als sie das Ziel erreichten, wo sie von Gratulanten erwartet wurden, ihnen eine Medaille verliehen wurde und sie zur Regeneration Wasser und Bananen bekamen.
Besonders erfreulich fand ich auch einen Herrn, der am Rand der Ziellinie stand und jeden Läufer mit einem sonoren "Well done!" begrüßte. Ich war völlig einer Meinung mit ihm.
Auch Benjamin absolvierte seinen Lauf und wurde fröhlich im Ziel begrüßt. Obwohl er seine Zeit in London genoss, gab er zu, dass er seine Elefanten vermisste und sich schon wieder darauf freute, bald wieder nach Hause zu seinen Elefanten zu kommen.
Am Schluss bedankten sich Rob und Amie sehr bei ihren vielen (!) freiwilligen Helfern.
Es war eine großartige Veranstaltung geworden - und es war gut, so viele motivierte Menschen zu sehen, die sich für Elefanten engagierten und dabei auch noch viel Spaß hatten.
So war mein Aufenthalt in London also sehr bemerkenswert und voll von unterschiedlichen, interessanten Erfahrungen geworden.